Freitag, 25. Juli 2025

NOW2NEXT - Meet the Mentor: Robert Freudenreich

Robert Freudenreich ist Gründer der Secomba GmbH, die mit Boxcryptor aus Augsburg heraus eine weltweit führende IT-Security-Lösung für Cloudspeicher entwickelt hat und 2022 erfolgreich von Dropbox übernommen wurde. Seit 2020 engagiert er sich als Mentor im DZ.S und begleitet aktuell das Team Solidcryo im NOW2NEXT-Program.

Robert Freudenreich I Bildquelle: DZ.S

Robert Freudenreich I Bildquelle: DZ.S

Der Informatiker hat an der Universität Augsburg studiert und sammelte Berufserfahrung bei Accenture und IBM. Für sein unternehmerisches Wirken wurde er 2013 mit dem Gründerpreis der WirtschaftsWoche und 2014 mit dem Deutschen Gründerpreis ausgezeichnet. 
Wir haben mit ihm darüber gesprochen, was ihn am Gründen begeistert – und über seine Rolle als Mentor. 

 
Robert, du bist vor 14 Jahren als junger Gründer mit einer tollen Idee im DZ.S gelandet. Kannst du uns in wenigen Sätzen erzählen, was eure Idee war – und wo du heute stehst?
 
Wir sind ursprünglich mit einer ganz anderen Idee zur Automatisierung von Prozessen mit Medienbrüchen gestartet. Als verteiltes Gründerteam wollten wir die damals neuen Cloudspeicher zur Zusammenarbeit nutzen - allerdings ohne Kompromisse bei der Datensicherheit. Dabei haben wir schnell gemerkt, dass die damalige Verschlüsselungssoftware für die Cloudwelt völlig ungeeignet war. Als unser erster Prototyp für eine moderne Ende-zu-Ende-Verschlüsselungslösung viel positives Feedback bekam, haben wir uns für einen Pivot entschieden - weg von der ursprünglichen Idee, hin zu Boxcryptor, das zuletzt von zehntausenden Privat- und über tausend Geschäftskunden genutzt wurde.
 
Vor etwas mehr als zwei Jahren haben wir Boxcryptor an Dropbox verkauft und seit 2024 profitieren alle Geschäftskunden von Dropbox von der durch uns entwickelten nativen Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Nach dieser intensiven Phase habe ich Dropbox kürzlich verlassen und nehme mir aktuell eine Auszeit, um neue Kraft zu tanken - und auch um mehr Zeit zu haben, andere Gründer:innen als Mentor oder Business Angel zu unterstützen.
 
Was macht das DZ.S aus deiner Sicht zu einem wichtigen Projekt für die Region?
 
Das DZ.S ist die zentrale Anlaufstelle für alle IT-Gründungsinteressierten in der Region - ganz egal, ob man noch am Anfang steht oder bereits gegründet hat. Es erfüllt eine extrem wichtige Rolle, indem es die Community vernetzt und stärkt. Man trifft dort auf Gleichgesinnte, lernt voneinander, bekommt ehrliches Feedback und tauscht sich aus. Besonders wertvoll finde ich dabei, dass im DZ.S Startups aus unterschiedlichen Phasen zusammenkommen. Und gerade für Gründer:innen in der Frühphase bieten die Coaching-Angebote eine echte Starthilfe.
 
Du engagierst dich seit einigen Jahren als Mentor im N2N-Accelerator – warum? Was ist dir in der Zusammenarbeit mit Gründer:innen besonders wichtig?
 
Zum einen hatte ich selbst das Glück, von großartigen Mentoren wie Friedrich von Metzler lernen zu dürfen. Zum anderen – auch wenn es kitschig klingt – möchte ich etwas zurückgeben. Ein funktionierendes Startup-Ökosystem lebt davon, dass Wissen und Erfahrungen weitergegeben werden. Neue Gründer:innen starten mit besseren Voraussetzungen – und wenn sie später selbst anderen helfen, bringt das das gesamte Ökosystem in Bewegung. Außerdem macht mir die Arbeit mit Gründer:innen einfach Spaß – und ich lerne selbst ständig dazu. Zum Beispiel, wie Lohnunternehmen in der Landwirtschaft funktionieren oder warum Quantencomputer Temperaturen nahe dem absoluten Nullpunkt brauchen.
 
Bei der Zusammenarbeit mit Gründer:innen sind mir Offenheit, Vertraulichkeit und Selbstreflexion wichtig, denn ohne diese funktioniert ehrlicher Austausch nicht. Zudem sollten Gründer:innen neugierig sein, um auch andere Perspektiven zuzulassen und eigene Standpunkte kritisch zu hinterfragen.
 
Wenn du dich an deine Anfänge als Gründer zurückerinnerst – auf welche Unterstützung können Startups in Augsburg heute zurückgreifen, die du dir damals gewünscht hättest?
 
Zum Glück gab es mit dem aitiRaum samt aiti-park als “Vorgänger" des DZ.S auch damals schon eine richtig gute Anlaufstelle. Gerade weil viele Gründungen aus den Hochschulen heraus entstehen, freut es mich zu sehen, wie sehr sich das Angebot im Hochschulbereich weiterentwickelt hat. Mit dem Funkenwerk an der TH Augsburg und dem StartHub an der Uni Augsburg gibt es heute zwei hervorragende Initiativen, die Studierende früh ans Thema Gründung heranführen – und ihnen zeigen, dass Unternehmertum eine echte Alternative zum klassischen Berufsweg sein kann.
 
Abschließend noch ein Blick in die Zukunft: Welche Chancen gibt es für den Gründungsstandort Augsburg, die es unbedingt zu nutzen gilt – und welche Rolle spielt das DZ.S / N2N deiner Meinung nach dabei?
 

Mit der TH Augsburg und der Uni Augsburg gibt es zwei starke Hochschulen mit vielen Talenten, die man vielleicht noch stärker für Gründungsthemen begeistern kann. Im Zusammenspiel mit dem Innovationspark und Forschungseinrichtungen wie Fraunhofer oder dem DLR gibt es viele Potenziale, vor allem in Bereichen wie KI, smarte Produktion oder neue Materialien. Das KI-Produktionsnetzwerk ist dabei ein tolles Beispiel, wie Industrie und Forschung miteinander verbunden werden können. Zudem erhoffe ich, dass wir durch das Universitätsklinikum mit der neuen medizinischen Fakultät in Zukunft mehr Life-Science und Biotech-Gründungen aus der Region sehen werden. 

 
Und damit diese Potenziale auch wirklich gehoben werden können und daraus konkrete Startups entstehen, braucht es Enabler wie das DZ.S und Programme wie N2N um Raum für Austausch zu schaffen und Gründer:innen das nötige Netzwerk zu geben, um aus Ideen echte Unternehmen zu machen.
 
Robert, vielen Dank für deine Zeit und das tolle Gespräch!
 
Über das Programm
NOW2NEXT ist ein sechsmonatiger, kostenfreier Accelerator des DZ.S für Startups mit digitalen Geschäftsmodellen in der Seed Phase. Das Programm unterstützt Teams bei der Optimierung von Geschäftsmodell und Produktentwicklung durch intensiviertes Coaching, Mentoring und Zugang zu Investoren sowie etablierten Partnern. Ziel ist es, Wachstum zu beschleunigen, Markteintritt zu erleichtern und Gründer:innen nachhaltig zu stärken. Klingt spannend?
Auf unserer Homepage www.nowtonext.de erfährst du mehr über das Programm oder du bewirbst dich direkt für die Herbstrunde! Wir sind gespannt auf deine Idee!
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